Freitag, 3. Oktober 2014

Urlaub geniessen trotz Elend in der Welt?



Eine spannende Diskussion mit Gästen. Wir reden über Gott und die Welt. Vor allem über letzteres. Ebola. Terror. Krieg. Syrien. Irak. Flüchtlingsströme. Einer meinte: Im Urlaub sollte man keine Tagesschau oder andere Nachrichten konsumieren. Sonst vermiese dies den Urlaub. Da könne er die Ferien nicht mehr geniessen. Und ein anderer sagte, dass es ihm überhaupt schwer falle, angesichts des Elends in dieser Welt, den Urlaub zu geniessen. Er müsse fast ein schlechtes Gewissen haben, dass es ihm so gut gehe. Bloss, ein schlechtes Gewissen hilft auch nicht. Trotzdem, es ist schon krass. Wir leben hier im Paradies. Herrliche Herbsttage. Gemütlichkeit. Kulinarischer Überfluss. Die Freie Ferienrepublik Saas-Fee präsentiert sich von der schönsten Seite. Und andernorts wird gefoltert, gemordet, gehungert. Eigentlich positiv, dass uns das nicht kalt lässt. Auch wenn das schlechte Gewissen nicht angebracht ist. Immerhin haben wir noch eines. Friederich Hacker hat nämlich festgestellt: „Terroristen haben kein Gewissen, da sie meinen, das Gewissen zu sein.“ Klar ist, dass ausgeglichene, erholte Menschen sich den Herausforderungen des Alltags am besten stellen können. Und damit auch eher ihren Beitrag gegen das Elend der Welt leisten können. Urlaub geniessen heisst deshalb nicht, sich aus der Verantwortung stehlen. Im Gegenteil. Nur wer Kraft tankt, kann auch weitergeben. Und wenn, im Wissen um das Elend dieser Welt, doch noch ein bisschen das schlechte Gewissen plagt, könnten wir ja etwas dagegen tun. Uns für Notleidende engagieren. Entsprechend der Aussage von Gerhard Uhlenbruck: „Die beste Voraussetzung für eine gute Tat ist halt doch  ein schlechtes Gewissen.“



Christoph Gysel

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