Mittwoch, 27. August 2014

Etwas mehr Farbe bitte!



Was wir zur Zeit mit dem Freilichttheater „Der Kilchherr vo Saas“ erleben, ist phänomenal. Nicht bloss die Begeisterung der Zuschauer. Auch nicht nur die einmalige Kulisse oder die weit über sich hinauswachsenden Schauspieler. Mich begeistert, wie dieser Haufen verschiedenster Individuen zu einer solchen Einheit zusammen gewachsen ist. Eine grossse Familie. Man steht zusammen, egal wie das Wetter ist. Jeder ist für jeden da, da bleiben selbst textliche Pannen unentdeckt. Einer für alle. Alle für einen. In so einem Klima kann sich dann Sonderbares entwickeln. Da stellen einige Schauspielerinnen fest, dass ich immer schwarz gekleidet sei. Nicht bloss bei meinem Schlusswort beim Freilichttheater. Nein, überhaupt. Und dies vermittle eine etwas triste Stimmung. Natürlich könnte ich nun anfügen, dass schwarz gediegen wirke. In meinem Job als Pfarrer sowieso immer passend sei. Und dass mir Kleider eh nicht so wichtig scheinen. Nur, wie oft habe ich den Schauspielern Tipps und Anweisungen gegeben? Und sie haben gehört und umgesetzt. Warum sollte ich nicht auch einmal hören? Nur, es war nicht einfach, in meinem Kleiderschrank eine helle Hose und gar ein buntes Hemd zu finden… Zugegeben, mein farbiger Auftritt hatte dann ein fast peinliches Echo ausgelöst. Meine Kleider waren plötzlich das Thema. Trotzdem: eigentlich sollte man mehr auf Menschen hören, wenn man mit solchen Kleinigkeiten so viel Freude auslösen kann. Und, ich muss es zugeben, bunt sehe ich wirklich besser, zumindest jünger aus… Vielleicht halte ich mich künftig an die Aussage von Walter Gropius: „Meine Lieblingsfarbe ist bunt.“ Oder passt doch der Spruch von Erich Kästner besser: „Die Farben wechseln, die Dummheit bleibt.“?





Christoph Gysel


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