Donnerstag, 1. Mai 2014

Oh, diese Jugend


Verwöhnt sei sie. Handyverrückt. Faul und schwierig. Schnell und undifferenziert wird oft über die Jugend geurteilt. Nur, wer ist denn für diese Jugend verantwortlich? Doch wohl wir, ihre Vorbilder. Manchmal hege ich auch den Verdacht, dass meine Generation die Jungen aus Neid kritisiert. Ihre Lebensfreude, ihre Unbeschwertheit, Grenzen zu erforschen, erinnert uns wohl schmerzlich an das, was wir verpasst haben. Nur, „wer seiner Jugend nachläuft, läuft dem Alter in die Arme.“ Willy Millowitsch hatte mit dieser Aussage wohl recht.

Warum ich darüber schreibe? Nicht, weil mir in der Zwischensaison nichts anderes einfällt. Gut 20 Jugendliche beleben nämlich zur Zeit mein Haus. 15- und 16-Jährige aus dem Zürcher Oberland. Zugegeben, da ist etwas los… Zusammen mit 5 Pfarrern verbringen sie einige Tage im Saastal. Machen sich Gedanken über das Leben, über Gott und den Glauben. Daneben packen sie aber als Freiwillige bei verschiedenen Projekten konkret an. Diese Jugend scheut keine schmutzigen Hände. Hat unter anderem das Kaplaneihaus in Saas-Grund ausgeräumt und herausgeputzt. Im wahrsten Sinne des Wortes eine „Drecksarbeit.“ Trotzdem, voll motiviert. Und erfolgreich. Das alte Pfarrhaus ist für das geplante Freilichttheater im Sommer bereit.

Grossartig, diese Jugend! Ich jedenfalls bin dankbar, dass es sie gibt. Und ihre Spontanität, ihre Abenteuerlust, ihre Unbeschwertheit sind einfach ansteckend. Tun einem letztlich doch gut. Nein, ich möchte nicht schimpfen über die Jugend. Auch wenn sie (zum Glück) anders ist als ich. Beeindruckend ist für mich übrigens, wie die jungen Leute in meinem Haus nicht bloss unternehmungslustig und manchmal auch recht laut sind, sondern wie sie sich durchaus auch mit tieferen Fragen des Lebens auseinandersetzen.

Gerne hätte ich meinen Gästen unser Tal noch etwas besser vorgestellt. Die Freie Ferienrepublik mit der herrlichen Berg- und Gletscherwelt präsentiert. Die 18 Viertausender gezeigt. Leider hat das Wetter nicht mitgespielt. Allerdings, unsere „Schneesicherheit“ haben sie erlebt…

„Es ist ein Vorrecht der Jugend, Fehler zu begehen, denn sie hat genügend Zeit, sie zu korrigieren.“

Ernst Barlach

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