Mittwoch, 12. März 2014

Fast kitschig…



Stahlblauer Himmel. Milde Frühlingssonne. Unglaublich viel Schnee, selbst in den Dörfern. Diese Tage präsentiert sich die Freie Ferienrepublik von der grossartigsten Seite. Postkartenmässig. Fast kitschig ist man versucht zu sagen…

Allerdings liebe ich diesen Kitsch. Kann mich kaum satt sehen an den klaren, tiefverschneiten Viertausendern. Staune über die imposante Gletscherwelt. Freue mich an den immensen Schneemengen. Bin begeistert von der Sonne, die so angenehm auf der Haut zu spüren ist. Einfach grossartig!

Natürlich könnte ich mich auch beklagen über meinen Sonnencrèmeverbrauch. Zum Glück bieten die Tourist Offices der Freien Ferienrepublik sogar ein eigenes Sonnenschutzmittel an. Aber dieses hat eben seinen Preis. Dazu musste ich mir bei diesen sonnigen Verhältnissen auch noch eine neue Sonnenbrille zulegen. Doch was soll’s. Ich gehöre nicht zu den destruktiven Menschen, „die nichts auf der Welt fertig machen ausser sich selber“ (Georg Thomalla über Pessimisten). Ich geniesse einfach diese einzigartigen Verhältnisse. Schreibe deshalb darüber in meinem neusten Blog. Tatort dieser Zeilen ist südlich von Zermeiggern, hinter Saas-Almagell. Mitten im Schnee.

Unverhofft werde ich aufgeschreckt. Eine Frau, gut sechzig, nähert sich mir und meinem Laptop. Leise, als ob sie die wunderbare Idylle nicht stören wolle, sagt sie fast geheimnisvoll: „Gellt, es ist hier einfach unglaublich schön. Fast unwirklich. Sie schreiben doch sicher darüber?“ „Klar“, habe ich wohl etwas unbeholfen geantwortet, „Worüber denn sonst? Ich kann mir im Moment nichts Schöneres vorstellen…“

Klar, der Leser kann diese Zeilen auch als Kitsch oder zumindest als sentimentales Gesülze empfinden. Ich kann dies verstehen. Aber wenn Sie heute mit mir, bei stahlblauem Himmel, milder Frühlingssonne, klarster Sicht, mitten im tiefen Schnee des Saastales wären, dann würden wohl auch Sie etwas kitschig reden. Weil es eben so unbeschreiblich schön ist. Da würden auch Ihnen die Worte fehlen. Ist ja egal. Ich geniesse weiter.





Christoph Gysel

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