Stahlblauer Himmel. Milde
Frühlingssonne. Unglaublich viel Schnee, selbst in den Dörfern. Diese Tage
präsentiert sich die Freie Ferienrepublik von der grossartigsten Seite.
Postkartenmässig. Fast kitschig ist man versucht zu sagen…
Allerdings liebe ich diesen
Kitsch. Kann mich kaum satt sehen an den klaren, tiefverschneiten
Viertausendern. Staune über die imposante Gletscherwelt. Freue mich an den immensen
Schneemengen. Bin begeistert von der Sonne, die so angenehm auf der Haut zu
spüren ist. Einfach grossartig!
Natürlich könnte ich mich
auch beklagen über meinen Sonnencrèmeverbrauch. Zum Glück bieten die Tourist
Offices der Freien Ferienrepublik sogar ein eigenes Sonnenschutzmittel an. Aber
dieses hat eben seinen Preis. Dazu musste ich mir bei diesen sonnigen Verhältnissen
auch noch eine neue Sonnenbrille zulegen. Doch was soll’s. Ich gehöre nicht zu
den destruktiven Menschen, „die nichts
auf der Welt fertig machen ausser sich selber“ (Georg Thomalla über
Pessimisten). Ich geniesse einfach diese einzigartigen Verhältnisse. Schreibe
deshalb darüber in meinem neusten Blog. Tatort dieser Zeilen ist südlich von
Zermeiggern, hinter Saas-Almagell. Mitten im Schnee.
Unverhofft werde ich
aufgeschreckt. Eine Frau, gut sechzig, nähert sich mir und meinem Laptop.
Leise, als ob sie die wunderbare Idylle nicht stören wolle, sagt sie fast
geheimnisvoll: „Gellt, es ist hier einfach unglaublich schön. Fast unwirklich.
Sie schreiben doch sicher darüber?“ „Klar“, habe ich wohl etwas unbeholfen
geantwortet, „Worüber denn sonst? Ich kann mir im Moment nichts Schöneres
vorstellen…“
Klar, der Leser kann diese
Zeilen auch als Kitsch oder zumindest als sentimentales Gesülze empfinden. Ich
kann dies verstehen. Aber wenn Sie heute mit mir, bei stahlblauem Himmel, milder
Frühlingssonne, klarster Sicht, mitten im tiefen Schnee des Saastales wären,
dann würden wohl auch Sie etwas kitschig reden. Weil es eben so unbeschreiblich
schön ist. Da würden auch Ihnen die Worte fehlen. Ist ja egal. Ich geniesse
weiter.
Christoph Gysel
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